Dienstag, 9. September 2014

TRÄUME AM MEER/ Episode 5

 
 

Dr. Schieler machte eine Vollbremsung.
Fipsi sprang bellend zur Seite.
„Entschuldigen Sie bitte, offenbar habe ich nicht aufgepasst.“
„Ich glaube, ich muss mich entschuldigen, ich bin ihnen vor das Rad gelaufen,“ sagte Alice.
„Vielleicht können wir die Schuldfrage heute bei einem Glas Wein klären?“ meinte der Doc.
Irgendwie hörte sich das mehr nach einer Bitte als eine Frage an...
Sie schaute ihn an. Er sah schuldbewußt aus und ein wenig müde.
„Ich hoffe, sie fühlen sich nicht belästigt,“ fügte er hinzu.
„Nein, ich habe heute durch Zufall sowieso noch nichts vor,“ sagte sie ein wenig zu schnell.
„Ich könnte Sie um 8h abholen, wäre das okay? Ich wüsste da ein gemütliches Lokal, in dem man exzellent Fisch essen kann.“
„Gut um 8h. Wo ich wohne wissen sie?“
„Das habe ich mir durch Zufall gemerkt“, schmunzelte er und langsam wirkte er wieder sicherer.
„Tschüss, bis später.“ „Tschüss“.
Er radelte davon.
Die letzten Meter zu ihrem Haus wurde sie immer schneller.
Fipsi kam kaum nach.
Nachdem sie die Tür geschlossen hatte, lehnte sie sich innen an sie an.
Ich bin verrückt, dachte sie. Ich kann doch nicht einfach mit einem fremden Mann essen gehen.
Sie füllte Fips den Futternapf und gab ihm frisches Wasser in seinen Trinknapf.
Was soll ich anziehen, schoss es ihr durch den Kopf.
Sie ging die Stiegen zu ihrem Schlafzimmer hoch und öffnete den Kleiderschrank.
Sie probierte verschiedene Kleidungsstücke, besah sich im Spiegel, entschied sich dagegen.
Am Bett stapelte sich alles, was sie als ungeeignet verworfen hatte.
Sie schaute auf die Uhr. Kurz nach Sieben.
„Ich sage ab, ich hab nichts anzuziehen und überhaupt was für eine Idee, die Einladung anzunehmen,“ schalt sie sich. Sie ging unter die Dusche und wusch ihre Haare.
Dann zog sie ihren flauschigen Morgenmantel an und föhnte sich.
Im Spiegel sah sie, dass ihre Haut ein wenig Bräune bekommen hatte.
Das passte gut zu ihrem dunklen Haar.
Ihre Laune wurde besser.
Sie entschied sich für eine weiße Hose mit einem schwarzen locker fallenden Oberteil.
Alice schminkte sich geschickt ohne angemalt auszusehen.
Sie nahm ihre goldenen Creolen und ihr Lieblingsparfum.
Ein wenig hatte sie noch Zeit.
Sie drehte und wendete sich vor dem Spiegel. Dann legte sie sich einen weißen Pullover um die Schultern und zog flache schwarz- weiße Schuhe an.
Fipsi hüpfte erfreut.
Offenbar wollten sie noch weggehen.
Alice beugte sich zu Fipsi: „Du bleibst heute da, aber ich komme bald wieder.“
Kurz vor 8 Uhr läutete es.
Dr. Schieler stand vor der Tür. Er hatte eine Jeans mit einem weißen Hemd an.
In der Hand trug er eine schwarze Lederjacke.
„Guten Abend“, sagte er lächelnd.
„Guten Abend.“ Mit Mühe bekam sie die Tür zu, denn Fipsi wollte unbedingt mit.
Nachdem er ein wenig gejault hatte, zog er sich offenbar beleidigt zurück.
„Ich habe für uns einen Tisch im "Klabautermann" bestellt, wir müssen ein wenig gehen, ich hoffe, das stört Sie nicht.“
Er schaute auf ihre Füße. „Perfekt für unseren Ausflug.“
Sie machten sich auf den Weg, die Küste entlang und er leuchtete mit seinem Handy an den Stellen, wo die Beleuchtung schwach war.
Sie unterhielten sich über das Wetter und über das Lokal, das er in höchsten Tönen lobte.
Zwischendurch entstanden immer wieder Pausen.
Nach einiger Zeit erreichten sie den „Klabautermann.“
„Was für ein uriges nettes Lokal.“ Alice war schon von außen begeistert.
Im Inneren des Lokals wurden sie herzlich begrüßt.
Dr. Schieler war hier offenbar öfters.
Die Chefin führte sie im voll besetzten Lokal zu einem Tisch, der ein wenig abseits in einer Nische stand.
„Möchten Sie auch ein Bier, ich denke das haben wir verdient?“.
Alice stimmte ihm zu.
„Als Essen könnte ich Ihnen Dorsch mit Bratkartoffeln empfehlen.“
Sie mochte, wie er das sagte und musste lächeln.
Dr. Schieler wertete  das als  Zustimmung.
„Mögen Sie Weißwein?“ Alice nickte. Schon lange hatte sich niemand so bemüht um sie.
Er bestellte: „Lütt und Lütt“ und es wurden zwei Bier und zwei Schnäpse serviert.
Er hob das Glas. „Danke, dass Sie mitgekommen sind, - auf uns!“
Alice lächelte ihn an. Sie hatte sich schon lange nicht mehr so wohl gefühlt.
„Wie lange werden Sie noch bleiben?“ fragte er.
„Um ehrlich zu sein, ich weiß es noch nicht,“ antwortete Alice.
Und obwohl sie sich vorgenommen hatte, nichts von ihren Problemen zu erzählen, sagte sie: „Ich habe mir eine Auszeit genommen.“
Dr. Schieler schaute sie ein wenig besorgt an.
„Kann ich ihnen vielleicht helfen?“
Gerade das hatte sie vermeiden wollen. Sie wollte nicht hilflos und unglücklich wirken.
„Danke, nur ein wenig überarbeitet,“ wich sie aus. Sie hatte keine Lust von ihrer gescheiterten Beziehung zu erzählen, und dass sie momentan eigentlich überhaupt nicht wusste, was sie wollte.
Der Doc schaute sie zweifelnd an.
„Aha überarbeitet“, wiederholte er.
Und als ob er Gedanken lesen konnte: „Ich bin seit zwei Jahren geschieden, das war keine einfache Zeit.“
In diesem Moment kam das Essen und Lucia war von ganzem Herzen froh, dass sie das Thema wechseln konnte: „Das schaut ja köstlich aus!“ 

Fortsetzung folgt

 

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